Atlas der Fische Sachsens

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Zwergstichling, Neunstachliger Stichling Pungitius pungitius (Linnaeus, 1758)

Zwergstichlinge (Pungitius pungitius) beim Ablaichen und der Brutpflege. Beachte die schwarze Färbung des Männchens.

Historische Vorkommen

Verbreitung

Bereits Kentmann (1556, 1560) kannte den Zwergstichling aus der Elbe, was man unschwer aus seiner Zeichnung im „Codex Kentmanus“ erkennen kann (siehe Hertel, 1978, Taf. 5). Die Zuordnung der unter dem Namen „Stichling“ bei den anderen historischen Autoren geführten Fische zu einer der beiden Stichlings-Arten ist jedoch sehr problematisch. Vermutlich konnte man sie bereits differenzieren (Gesner), schenkte ihnen jedoch wenig Beachtung. „Die Stichlinge führen den Namen von einer Stachel, die sie auf dem Rücken tragen, im übrigen aber wenig gutes an sich haben. Die Sachsen, wenn ihnen jemand spitzfindige oder Stichelreden gegeben hat, haben von diesen Fischen das Sprichwort genommen: Er hat mir Stichlinge zu fressen gegeben.“ (Dielhelm, 1741). Leonhardt & Schwarze (1903) sowie Bauch (1958) machten zu beiden Stichlings-Arten ebenfalls nur gleichlautende Aussagen bezüglich ihrer Verbreitung in Sachsen.

In Sachsen wurde der Zwergstichling bislang an 207 Kartierungspunkten nachgewiesen, wovon über 80 Prozent der Fundstellen auf die Erfassung ab 2005 entfallen. Er stellt viel höhere Ansprüche an das Gewässer als der Dreistachlige Stichling. Bevorzugt werden kleine Gewässer mit sandig-lehmigem Untergrund und reichlich Unterwasserpflanzen. Er wurde in der Vergangenheit aber auch in größeren Gewässern wie der Elbe und der Neiße nachgewiesen, allerdings in Einzelexemplaren. Sein Verbreitungsschwerpunkt liegt eindeutig im Nordwesten Sachsens. Gegenüber der letzten Fischkartierung kann hier eine deutliche Zunahme von Nachweispunkten festgestellt werden. Ein weiteres Vorkommen, wenn auch räumlich deutlich kleiner, befindet sich in der Teichlandschaft der Oberlausitz südlich von Hoyerswerda. An einigen Untersuchungsstellen kam er zusammen mit dem Dreistachligen Stichling vor. Er kommt in Sachsen generell nur in Gewässern des Flachlandes und nicht höher als 180 m ü. NN vor. Die Erfassung dieser kleinwüchsigen Art durch Elektrofischerei bereitet methodische Schwierigkeiten, da die Fische aufgrund ihrer geringen Größe nur ungenügend durch das elektrische Feld beeinflusst werden. Das vorwiegende Auftreten in stark verkrauteten Gräben führt zu weiteren Schwierigkeiten bei der exakten Bewertung seiner Verbreitung und Häufigkeit. Oft wird er völlig übersehen, da andere Fischarten in solchen Gewässern vielfach fehlen.

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Atlas der Fische Sachsens | 2016


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